In diesen Tagen kann man sie beim Bummeln durch die Innenstadt von Marktoberdorf wieder sehen: Die auffälligen Banner, die den Winterschlussverkauf mit überaus interessanten Rabatten einläuten.Für viele Bürgerinnen und Bürger ist der Schlussverkauf so etwas wie ein guter, alter Bekannter. Schließlich sind Menschen jenseits der 30 in ihrer Kindheit mit dem WSV und SSV aufgewachsen.Seit dem Jahr 1909 nutzen die Händler in Deutschland diese Aktion, um ihre Lager mit den Waren der bald endenden Saison zu leeren. Diese Lagerbestände kosten nämlich nicht nur Geld, sondern beanspruchen auch viel Platz. Und der wird schließlich dringend für die Ware der kommenden Saison benötigt. Dabei mussten die Unternehmer jedoch einiges beachten, denn es gab – typisch Deutschland – ein genaues Regelwerk. So durfte die Räumungsaktion lediglich zwölf Tage lang andauern. Start war in der Woche mit dem letzten Montag im Januar. Zudem durften nur bestimmte Waren im Schlussverkauf angeboten werden. Saisonabhängige Produkte wie beispielsweise Mode waren erlaubt, nicht-saisonale wie etwa Unterhaltungselektronik waren hingegen tabu.

Dieses enge Korsett ist glücklicherweise wegen einer Gesetzesreform 2004 abgeschafft worden. Seit fast 20 Jahren sind Händler und Geschäfte frei in ihrer Gestaltung des Schlussverkaufs. Sie sind nicht mehr an den engen Zeitrahmen und die begrenzte Produktpalette gebunden. Ein sehr erfreulicher Umstand, denn schließlich sollen auch Produkte für Freizeit und Haushalt oder Spielwaren nicht so lange im Lager bleiben.

Dass weder Händler noch Verbraucher in einen engen Zeitrahmen gezwängt werden, hat einen weiteren Vorteil: Die Innenstädte sind Ende Januar und Anfang Februar nicht so überfüllt wie in früheren Zeiten. So kann man in aller Ruhe die Schaufenster ansehen, durch die Läden bummeln und sich vor allem beraten lassen.

Das ist wohl immer noch das beste Mittel gegen einen Fehlkauf – und damit ein großer Vorteil gegenüber dem Onlineshopping: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Geschäften können gezielt Fragen stellen, um die geeignete Ware aus dem Regal oder auch aus dem Lager zu holen. Wer so einkauft, kann das Produkt nicht nur ansehen und anfassen, sondern auch (an)probieren. Dieses Selbst-Erfahren sowie das Know-how des Personals sind der Grund dafür, dass nicht nur der Einkauf Spaß bereitet, sondern auch die Grundlage dafür, dass der Verzehr, das Tragen oder das Benutzen entsprechend positiv ausfällt. Erst dann kann man einschätzen, ob das gekaufte Stück wirklich preiswert ist, also im wahrsten Sinne des Wortes seinen Preis wert.

Kommt es dennoch zu Fragen, sind die Gewerbetreibenden präsent, können wertvolle Hilfestellung leisten und im Zweifelsfall das Problem mit einem Umtausch oder einer Reparatur lösen. Zuletzt hat der Einkauf vor Ort den positiven Effekt, dass nicht nur die Arbeitsplätze und die Wertschöpfung in der Region verbleiben, sondern unsere Innenstädte dadurch auch weiterhin attraktiv bleiben. Ein lebendiges Marktoberdorf ist nur mit gesunden und vielfältigen Handels- und Gewerbebetrieben möglich.