Stetig steigende Temperaturen und laue Abende - die Eisheiligen sind Gott sei Dank schon vorbei – locken uns unwiderstehlich ins Grüne. Was man nach wie vor nicht weiß: Ist es Erkenntnis oder vielleicht nur Einbildung, dass es im Freien einfach besser schmeckt? Im Sommer werden sie daher im Handumdrehen zum beliebten Treffpunkt in geselliger Runde für Familie, Freunde oder Bekannte: Gemeint sind die regionalen Biergärten und Sonnenterrassen.

DRAUSSEN SITZEN UND GENIESSEN

Natürlich ist für jeden Geschmack etwas dabei: Ob rustikal mit Holztischen und auf Bierbänken, lässig und bequem mit Lounge-Möblierung oder lieber elegant und gediegen mit ausladenden Outdoor-Sesseln und tischtuch gedeckten Tischen. Nach einem Tagesausflug mit dem Rad, zum Mittagstisch mit der Familie oder als Ziel des Abendspaziergangs mit Freunden; jetzt können wir wieder alle unter schattigen Bäumen und Markisen entspannen und in aller Ruhe ein frisch gezapftes Bier, Radler oder andere Erfrischung genießen. Dazu passen deftige Brotzeiten, frische Salatvariationen oder andere leckere (Grill-) Spezialitäten.

FRÜHER GING MAN „AUF DEN KELLER“

Die Entstehung des Biergartens ist, wie so vieles, dem Zufall zu verdanken – und dem bayerischen König Ludwig I. Er hatte bestimmt, dass Bier nur in den Wintermonaten zwischen „Michaeli und Georgi“ gebraut werden durfte. In Süddeutschland wurde aber schon damals gerne untergäriges Bier getrunken. Dieses braucht zum Gären eine Temperatur von vier bis acht Grad. Da es noch keine künstliche Kühlung gab, konnte es in den warmen Sommermonaten nicht gebraut werden. Außer, man hatte die Möglichkeit den Gerstensaft in tiefe Kellerhöhlen (bis zu 12 Meter) zu lagern. Zum Schutz vor der Hitze des Sommers streuten die Brauer damals hellen Kies auf die Kellerhöhlen und pflanzten schattenspendende Kastanien oder Linden. An diesem angenehmen Ort wurde dann auch das frische Bier ausgeschenkt. Die Sache sprach sich schnell herum und schon bald zogen ganze Scharen von Durstigen „auf den Keller“.

GEGENSÄTZE ZIEHEN SICH AN

Heute werden nicht nur Bier und deftige Brotzeiten in den Biergärten und auf den Sonnenterrassen gereicht. Auch zum Kaffee oder Cocktail trinken, Eis essen oder feinem Dinner, trifft man sich gerne im Freien. Wenn dann die Runde komplett und das Getränk serviert ist, stoßen alle an. Einige setzen das Bierglas aber vor dem ersten Schluck kurz nochmal auf dem Tisch ab. Ist das Automatismus oder eine gelerntes Ritual?

VOM ANSTOSSEN UND ABSETZEN

Anekdoten dazu gibt es viele, die wahrscheinlichste Erklärung dafür ist, dass wir so früher das eigene Leben schützen wollten. Mit dem kräftigen Anstoßen hat man sichergestellt, dass der Trinkgenosse keine giftigen Substanzen in das Bier gegeben hat. Denn, wenn man die Krüge mit großer Wucht zusammenstieß, schwappte das Bier schon mal aus dem einen in den anderen Krug hinein und vermischte sich. Heute startet man die gemeinsame Runde meist lediglich mit einem freundlichen Zunicken. Na dann, Prost! Eva-Maria Jansen