Die Jagd steht heute vor großen Herausforderungen. Die moderne Jagd ist weit mehr als das bloße Erlegen von Tieren – sie ist Teil eines umfassenden Natur- und Wildtiermanagements, das mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und ethischen Grundsätzen in Einklang gebracht werden muss. Um ihre Zukunft zu gewährleisten, muss sich die Jagd als zeitgemäßer Beitrag zum Naturschutz positionieren. Darüber sprachen wir mit Edmund Herzog, dem neuen Vorstand des Kreisjagdverbandes Oberallgäu e.V.

Was muss und soll sich unter Ihrem Vorsitz verändern im Kreisjagdverband?

Natürlich bringt ein neuer Vorsitzender auch neue und frische Gedanken in eine dynamische und jahrzehntelang gewachsene Struktur, die von Heini Schwarz als meinem Vorgänger sehr kompetent und erfahren geführt wurde und auf diese Erfahrung ich nun aufbauen darf. Dabei hatte ich nie den Gedanken in seine Fußstapfen zu treten, sondern mein Ziel ist es, eigene Fußstapfen im Sinne eines traditionell und doch modernen Kreisjagdverbandes Oberallgäu zu setzen.

Wofür möchten Sie einstehen?

Meine erste Herausforderung war, einen neuen lösungsorientierten Weg zu allen beteiligten Parteien zu finden, ohne dabei die über Jahre entstandenen Antipathien und Vorurteile mitzubringen, oder zu bestärken.

Im Dialog liegt meines Erachtens die Lösung, denn Widerstand öffnet selten Türen. Und das „Tür öffnen“ ist mir – so glaube ich – auch schon in der kurzen Zeit, in der ich erster Vorsitzender des Kreisjagdverbandes Oberallgäu bin, sehr gut gelungen. Ich hatte bereits interessante und tolle Gespräche mit der Landrätin, dem Chef der Forstbehörde in Sonthofen und Vertretern der unteren Jagdbehörde. Ich war auf Sitzungen der Wald- und Grundbesitzer und Veranstaltungen der Naturschutzbehörden und bin von allen sehr anerkennend und respektvoll empfangen worden.

Was die Außenwirkung anbelangt, gibt es ja jetzt auch eine neue Internetpräsenz?

Für den öffentlichen Auftritt im Internet haben wir uns völlig neu orientiert und eine moderne Präsentation des Kreisjagdverbandes ins Leben gerufen. Online können sich dort so großartige, engagierte Unternehmen wie Bader Obermaiselstein, Waffen Beer in Kempten, Klaus Felbinger in Immenstadt, das Naturheilzentrum Allgäu in Kranzegg, die Zimmerei Köberle in Altach usw. präsentieren. Diese nutzen auch die Chance und werben auf unserem begehrten Präparatemobil, das im ganzen Allgäu für Schulen, Kindergärten und regionale Naturschutzveranstaltungen gebucht werden kann. In einer wunderbaren und kompakten Präsentation finden interessierte Kinder und Erwachsene darin fast alles an heimischem Wildpräparaten, die auch noch von einer Jägerin oder einem Jäger erklärt werden.

Was Erachten Sie aktuell als vorerst dringlichste Aufgabe?

Die dringlichste Aufgabe der Jägerschaft ist die moderne Öffentlichkeitsarbeit. Für viele Mitbürger sind Jäger nur Menschen die Tiere töten. Die wenigsten denken dabei an den aktiven Naturschutz, den wir Jäger betreiben. Den Erhalt des Schutzwaldes, die Reduktion der Biber den unglaublichen Schaden anrichten und selbst vor den Bahndämmen keinen Halt machen und Züge nur noch im Schritttempo darüber fahren dürfen. Drastische Reduktion der Wölfe, wenn es denn endlich vom Gesetzgeber erlaubt wird und die Alphirten ohne Ängste ihr Vieh betreuen können oder die Landwirte ihre Schafe und Kälber nicht in die Ställe sperren müssen, denn ein Zaun hält keinen Wolf von der Weide ab und im Gebirge schon gar nicht. Auch der Tourismus wird darunter leiden und Alpflächen werden nicht mehr bewirtschaftet werden, weil niemand aus dem Unterallgäu seine Rinder in Gefahr bringen möchte. Genauso ist es mit Tbc, welches durch Wild auf die Rinder übertragen wird und wir dafür sorgen, dass das Risiko dafür möglichst gering bleibt. Denn sonst können auch an diesen Orten keine Rinder mehr geälpt werden.

Wie könnte die Politik Ihr Ansinnen unterstützen?

Von den Politikern wünsche ich mir Mut zu Entscheidungen, die auch mal Wählerstimmen kosten können und weg von den Überregulierungen der EU-Kommissionen hin zu regionalpolitischen Entscheidungsmöglichkeiten und deren sofortige, praktische Umsetzbarkeit. Wer weiß schon in Brüssel was im Allgäu passiert.

Möchten Sie einen Appell an die Waldbesitzer richten?

Von den Waldbesitzern wünsche ich mir, dass der Wald wieder ein Biotop für alle wird. Was wir jetzt zum großen Teil haben, sind von Waldbesitzern gepflanzte Monokulturen, die ich nicht als Wald im herkömmlichen Sinne bezeichnen kann und möchte, sondern es ist eine Wirtschaftsfläche zum Zwecke der Vermarktung. Wald ist aber nicht nur Hackschnitzellieferant, sondern auch Wohnort unserer heimischen Tiere und somit ein Ort, der von allen Seiten gehegt und gepflegt werden muss. Momentan findet auch ein sehr dynamischer Umbruch statt und es entstehen wieder Mischwälder, wie auch in und um Weitnau zu sehen ist, die einzigartig und wunderbar sind. Und dies trotz gutem Wildbestand.

Was ist ihr erstes Resümee?

Mittlerweile hatte ich schon über 50 Termine in diesem Jahr und es ist mir nach wie vor eine große Freude den Kreisjagdverband Oberallgäu als erster Vorsitzender zu vertreten und auch für mich ist es ein wunderbares Lernen und ein tieferes Einleben in die jagdlichen und natürlichen Themen.

Wald mit Wild und Schutz der Natur, damit unsere Nachfahren die schönen Allgäuer Berge und Landschaften so erleben dürfen wie wir. Den eines ist ganz klar, die Natur kann ohne uns. Wir aber nicht ohne sie. Eva-Maria Jansen